Fehlzeiten wegen psychischer Erkrankungen deutlich gestiegen

- Krankenstand weiter auf Rekordhoch
- 10 Prozent mehr psychische Erkrankungen
- Altenpflegende am kränksten

Bremen, 05.09.2024: Im ersten Halbjahr 2024 sind die Fehlzeiten wegen psychischer Erkrankungen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um knapp 10 Prozent gestiegen. Das ist das Ergebnis einer Datenanalyse von mehr als 560.000 krankengeldberechtigten hkk-Mitgliedern. 

Krankenstand weiter auf Rekordniveau

Insgesamt lag der Krankenstand im ersten Halbjahr 2024 unverändert hoch gegenüber dem Rekordhalbjahreswert des Vorjahres von 5,1 Prozent. Damit waren von Januar bis Ende Juni an jedem Tag durchschnittlich 51 von 1.000 Beschäftigten krankgeschrieben. Im Schnitt fehlten die hkk-versicherten Beschäftigten im ersten Halbjahr 2024 an 18 Tagen. Fast die Hälfte davon (48,9 Prozent) war in diesem Zeitraum mindestens einmal krankgeschrieben.

Insgesamt hatten Atemwegserkrankungen mit 20,9 Prozent den größten Anteil an krankheitsbedingten Ausfällen am Arbeitsplatz; gefolgt von psychischen Erkrankungen mit 18,8 Prozent. Ebenfalls relevant: Muskel-Skelett-Erkrankungen mit einem Anteil von 17,2 Prozent. 

Psychische Erkrankungen um 10 Prozent gestiegen – Frauen besonders betroffen

Auffällig im Vergleich zum Vorjahreszeitraum: Der Anteil psychischer Erkrankungen ist um 10 Prozent gestiegen. Im ersten Halbjahr 2023 waren bereits 17,1 Prozent aller Krankenstände auf psychische Erkrankungen zurückzuführen, im ersten Halbjahr 2024 waren es sogar 18,8 Prozent. Die Krankheitstage pro Fall liegen bei rund 39 Tagen. Zum Vergleich: Bei Atemwegserkrankungen sind es sechs Tage.

Psychische Erkrankungen verursachten im ersten Halbjahr 2023 rund 315,5 Fehltage je 100 Versicherte, von Januar bis Ende Juni 2024 rund 352,7 Tage. Frauen sind überproportional betroffen (446,8 AU-Tage vs. 275,06). Ihr Anteil der psychischen Erkrankungen am Krankenstand liegt bei 21,6 Prozent, bei den Männern bei 16,2 Prozent. Bei den weiblichen Beschäftigten haben psychische Erkrankungen eine besondere Bedeutung für das Krankenstandsgeschehen. Frauen sind häufiger in Care-Berufen wie Erziehung, Pflege und Reinigung tätig – systemrelevanten Berufen mit teilweise unterdurchschnittlichem Einkommen und geringer gesellschaftlicher Wertschätzung.

Hinzu kommt der Gender Care Gap: Frauen wenden im Durchschnitt täglich 44,3 Prozent mehr Zeit für unbezahlte Sorgearbeit auf als Männer. Umgerechnet sind das 79 Minuten Unterschied pro Tag[1]. Deshalb sind Frauen einer hohen Doppelbelastung ausgesetzt, die sich negativ auf die Gesundheit auswirkt. Das Risiko für Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems und psychische Erkrankungen steigt. „Für mehr Chancengleichheit und eine bessere Gesundheit von Frauen ist eine stärkere Beteiligung von Männern an Care-Arbeit notwendig“, sagt Dr. Cornelius Erbe, Leiter Versorgungsmanagement der hkk Krankenkasse.


[1]https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/themen/gleichstellung/gender-care-gap/indikator-fuer-die-gleichstellung/gender-care-gap-ein-indikator-fuer-die-gleichstellung-137294

 

Altenpflegende am häufigsten krank

Arbeitnehmende in der Altenpflege hatten auch im ersten Halbjahr 2024 die höchsten Fehlzeiten am Arbeitsplatz (31,9 Fehltage). Auf den Plätzen zwei und drei folgen Beschäftigte im Bau und Fahrzeugbau (30,4) sowie in der Reinigung (29,6). 

Die Arbeitssituation in der Altenpflege ist trotz Reformen sehr belastend. Die demografische Entwicklung, aber auch der medizinische Fortschritt haben bereits in der Vergangenheit zu einem steigenden Bedarf an Pflegekräften in der Kranken- und Altenpflege geführt. Trotz erheblicher Anstrengungen bei der Rekrutierung von Fachkräften bleiben viele Stellen unbesetzt. Die große Mehrheit der Pflegekräfte ist weiblich: Etwas mehr als vier von fünf Beschäftigten in der Pflege sind Frauen. 62 Prozent von ihnen arbeiten in Teilzeit. „Der hohe Krankenstand in den Pflegeberufen führt dazu, dass die Beschäftigten noch mehr belastet werden und über ihre Grenzen gehen müssen. Das wiederum führt dazu, dass sie im Krankheitsfall länger und schwerer krank sind“, erklärt hkk-Pflegeexperte Andreas Möller und betont: „Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, bedarf es weitreichender struktureller Veränderungen.“

Über die hkk Krankenkasse (Handelskrankenkasse): Die hkk zählt mit mehr als 930.000 Versicherten zu den großen gesetzlichen Krankenkassen und ist in den vergangenen Jahren um mehrere hunderttausend Kunden gewachsen. Mit ihrem Zusatzbeitrag von 0,98 Prozent ist sie eine der günstigsten Krankenkassen Deutschlands. Der jährliche Beitragsvorteil für Beschäftigte beträgt bis zu 714 Euro; für Selbstständige, die ihre Beiträge selbst zahlen, bis zu 1.428 Euro jährlich. Zu den überdurchschnittlichen Leistungen zählen unter anderem mehr als 1.000 Euro Kostenübernahme je Versicherten und Jahr für Naturmedizin, Schutzimpfungen und Vorsorge sowie für Schwangerschaftsleistungen. Das vorteilhafte Preis-Leistungs-Verhältnis wird  durch eine über Jahrzehnte gewachsene Finanzstärke und Verwaltungskosten ermöglicht, die mehr als 30 Prozent unter dem Branchendurchschnitt liegen. Rund 1.500 Mitarbeiter*innen betreuen 2024 ein Haushaltsvolumen von rund 3,9 Milliarden Euro. Rund 3,0 Milliarden Euro davon entfallen auf die Krankenversicherung und 0,9 Milliarden Euro auf die Pflegeversicherung.

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