Schwimmer mit Kappe und Brille
Schwimmer mit Kappe und Brille

Schwimmen: Wenn wir dem Fliegen am nächsten sind

Schwimmen ist weltweit und quer durch alle Schichten beliebt, und das ist gut so. Wassersport hat viele Vorteile und ist für fast jeden geeignet. Gesunde Bewegung und Prävention sind selten so entspannend.

Lesezeit: 11 Minuten / veröffentlicht:

Unsere Fähigkeit zu Schwimmen, so sind sich die meisten Forscher einig, ist so alt wie die Menschheit selbst. Nicht umsonst finden sich sogar in steinzeitlichen Höhlen Malereien von schwimmenden Menschen. Und wen wundert’s: Kaum etwas gibt uns ein so schönes Gefühl der Schwerelosigkeit, wie ins Wasser einzutauchen.

Gesund und für jeden geeignet

Schwimmen ist in der Tat eine gesunde Freizeitbeschäftigung mit vielen positiven Aspekten. Deshalb empfiehlt der Nationale Aktionsplan IN FORM diesen Sport für fast jeden Menschen. Er fordert den gesamten Körper und trainiert die unterschiedlichsten Muskelgruppen wie Beine, Rücken, Bauch und Arme. Für viele Menschen sind zudem Verspannungen im Rücken und Nacken ein konstanter Begleiter, wobei die Leidenden immer jünger werden. Der Bewegungsablauf des Schwimmens hilft hier, er lockert die Rückenmuskulatur und bildet ein ideales Training für die Wirbelsäule.

Ein wichtiger Faktor dafür, dass Schwimmen so oft empfohlen wird, sind die Gelenke. Das Wasser trägt das Gewicht des Körpers, weshalb es nur zu minimaler Belastung der Gelenke kommt. Auf der anderen Seite bedeutet Wasser aber auch mehr Widerstand im Vergleich zur Luft. Der Körper muss mehr Energie aufbringen als etwa beim Laufen oder Radfahren. Das bedeutet effektiven Kalorienverbrauch, perfekt fürs Abnehmen.

Beim Schwimmen kommt außerdem innerhalb kürzester Zeit der ganze Kreislauf in Schwung, während das angenehm temperierte Wasser den Blutdruck senkt. Und noch etwas spricht für Bewegung im Wasser: Sie ist das ganze Jahr über möglich, ob im Hallen- oder Freibad, ob im See oder im Meer.

Die Technik macht’s

Profis unterschieden das Schwimmen in verschiedenen Arten, und jeder hat seinen bevorzugten Stil. Doch auch Amateure sollten ihre Technik üben, um gesundheitliche Schäden zu vermeiden.

  • Beim Brustschwimmen war der Frosch das Vorbild: Beine und Arme werden gleichzeitig angezogen und abgestoßen. Brustschwimmen ist die langsamste Technik, aber auch am anspruchsvollsten und zeitaufwändigsten zu lernen. Der Kopf bleibt fälschlicherweise bei vielen Amateuren über Wasser, was zu Nacken- und Rückenproblemen führen kann. Dass Kinder trotzdem das Brustschwimmen als erste Schwimmart lernen, ist übrigens eine deutsche Eigenheit.
  • Hinter dem Delfin stand die Suche einiger Wettbewerbsschwimmer nach einer effizienteren Technik. Sie wollten die Arme nicht wie beim Brustschwimmen unter Wasser zurückholen und versuchten es stattdessen über dem Kopf. Damit erzielten sie tatsächlich bessere Zeiten. Der Delfin, zu dessen Vorstufen auch der Schmetterling gehört, verlangt viel Kraft, Energie und Können. Der typische Beinschlag, der „Delfin-Kick“, beginnt schon in der Hüfte.
  • Rückenschwimmen ist tatsächlich sehr rückenfreundlich und gut zum Erholen – wenn man gemütlich vor sich hintreibt. Profisportler machen lieber Rückenkraulen und erzeugen so mehr Tempo. Im Vergleich zu anderen Schwimmarten ist Rückenschwimmen leicht zu lernen, allerdings sollte man besonders im vollen Schwimmbad aufpassen, damit es zu keinen Unfällen und Kollisionen kommt.
  • Das Kraulen ist die schnellste Schwimmart. Es ist also kein Wunder, dass schon in der Antike verwandte Stile im Einsatz waren. Bei Freistil-Wettbewerben kommt praktisch nur das Kraulen vor – als Königsdisziplin. Die Kraultechnik ist für Kinder leicht zu lernen, solange sie keine Angst haben, den Kopf auch unter Wasser zu haben. Für Ältere und untrainierte Menschen kann Kraulen aber teils anstrengend sein.

Egal welcher Stil, Schwimmen ist in jedem Fall ein ideales, gesundheitsförderndes Hobby für jedes Alter. Wichtig ist nur, den Körper nicht falsch zu belasten oder sich unnötigen Gefahren auszusetzen. Bei Problemen wie Knieschmerzen, offenen Wunden oder Immunschwäche ist ein vorheriges ärztliches Gespräch wichtig. So kann geklärt werden, ob und wie Schwimmen sinnvoll ist.

Baderegeln immer beachten

Baderegeln – das klingt nicht nach Spaß und Erholung. Dabei dienen diese Regeln nicht dazu, einem die Freude am nassen Element zu nehmen. Vielmehr sind diese Regeln die Voraussetzung dafür, dass die Freude am Baden und Schwimmen auch ungetrübt bleibt.

Denn leider verunglücken in jeder Saison aufs Neue viel zu viele Menschen im Wasser – sei es aus Leichtsinn, sei es aus Unwissenheit. Allein in Deutschland ereignen sich pro Saison etwa zwischen 400 und 600 tödliche Badeunfälle. Und für ganz Europa gehen Experten von bis zu 20.000 Opfern jährlich aus. Hinzu kommen zahlreiche Schwerverletzte, die nicht selten bleibende Schäden davontragen, insbesondere Lähmungen nach einem Sprung in zu seichtes Wasser.

Besonders traurig: Viele dieser Unfälle hätten sich bei richtiger Einschätzung der Gefahren und etwas mehr Umsicht vermeiden lassen. Grund genug also, die wichtigsten Regeln nicht nur aufzuzählen, sondern auch ihren Sinn und Hintergrund zu erklären:

  • Nur ins Wasser, wenn man sich wohlfühlt 
    Das klingt eigentlich banal, ist aber eine Grundvoraussetzung für fröhliches Badevergnügen. Gehen Sie nur ins Wasser, wenn Sie sich körperlich fit und wohl fühlen. Denn beim Schwimmen wird der Körper gleich doppelt belastet: Einmal durch die Bewegung, die Sie ausführen müssen, um sich an der Oberfläche halten zu können. Zum anderen durch den auskühlenden Effekt des nassen und häufig auch eher kalten Elements.
  • Magen – weder voll noch leer 
    Ein voller Bauch ist mit der Verdauung beschäftigt. Die zusätzliche Anstrengung durch den Aufenthalt im Wasser kann da schnell zu viel werden – und den Kreislauf durcheinander bringen. Aber auch mit hungrigem Magen ist Schwimmen ein großes Risiko. Steht dem Körper zu wenig Energie zur Verfügung, kann es gerade im Wasser besonders schnell zur Entkräftung kommen.
  • Kein Alkohol 
    Alkohol macht nicht nur leichtsinnig, so dass mögliche Gefahren unterschätzt werden. Er belastet den Kreislauf. Nach dem Genuss von alkoholischen Getränken sollte man daher niemals ins Wasser gehen.
  • Nie bei Gewitter Blitze schlagen gerne dort ein, wo die Elektrizität gut fließen kann. Und zu den Materialien, die elektrischen Strom gut ableiten, zählt neben bestimmten Metallen eben auch das Wasser. Sobald ein Gewitter aufzieht, heißt es daher: Raus aus dem Wasser!
  • Sprünge nur in bekannte Gewässer 
    Ein Sprung ins kühle Nass kann viel Freude bereiten. Allerdings nur dann, wenn das Wasser auch tief genug ist. Denn abhängig von der Absprunghöhe, dem Körpergewicht und der Sprungtechnik taucht man mit hoher Geschwindigkeit recht tief ins Wasser ein. Ist das Wasser zu seicht, kann es zu schweren Verletzungen kommen. Immer wieder enden leichtsinnige Kopfsprünge daher mit einer Querschnittslähmung auf Höhe der Halswirbel.
  • Nicht baden, wo Schiffe und Boote fahren 
    Bei einer Kollision mit Schiffen, Booten, aber auch Surfbrettern o.ä. zieht der Schwimmer immer den Kürzeren. Und da schwimmende Personen oft von einem Boot aus schwer zu erkennen sind und Wassergefährte nur bedingt ausweichen können, gilt es entsprechend genutzte Gewässer unbedingt zu meiden.
  • Gefahr durch Strömungen richtig einschätzen 
    Im Meer und auch in Flüssen ertrinken viele Menschen, weil sie von Strömungen überrascht werden. Insbesondere so genannte Unter- bzw. Ripströmungen sind tückisch, weil man sie von außerhalb des Wassers nicht erkennen kann. Solche Strömungen bilden sich nicht zuletzt entlang der fälschlicherweise Sicherheit vermittelnden Buhnen. Aber auch vorgelagerte Sandbänke, ein zerklüfteter Küstenverlauf sowie Wind und Wellen haben großen Einfluss. Bei sehr flach abfallenden, nicht in Buhnen eingefassten Strandabschnitten ist das Risiko am geringsten. Wichtig: Sollten Sie jemals von einer Strömung erfasst werden: Unternehmen Sie in keinem Fall den Versuch, gegen die Strömung anzuschwimmen – auch dann nicht, wenn Sie aufs offene Meer hinausgezogen werden. Denn selbst hervorragend trainierte Schwimmer haben gegen vergleichsweise moderate Kräfte der Natur keine Chance. Die einzig realistische Chance besteht darin, seitlich aus der Strömung herauszuschwimmen – und so wieder in ruhigeres Wasser zu gelangen.
  • Keine Sicherheit durch aufblasbare Schwimmhilfen 
    Egal ob Schwimmflügel, aufblasbare Schwimmringe oder Luftmatratze: Hierbei handelt es sich streng genommen um Spielgeräte – und nicht um eine Sicherheitsausstattung. Schließlich kann die Luft durch ein Leck jederzeit entweichen. Und gerade größere Objekte wie beispielsweise auch Schlauchboote werden leicht vom Wind erfasst – und dann entsprechend abgetrieben. Wagen Sie sich mit diesen Geräten also nicht weiter hinaus als ohne.
  • Sich niemals überschätzen 
    Zu den überraschenden Tatsachen beim Thema Badeunfälle zählt, dass zu den Opfern auch viele gut trainierte Schwimmer zählen. Der Grund ist banal: Untrainierte Schwimmer sind vorsichtiger – und bleiben daher meist in unmittelbarer Küstennähe. Andersherum gehen diejenigen, die sich für gute Schwimmer halten, eher Risiken ein.
  • Keine unkoordinierten Rettungsversuche 
    Sollten Sie beobachten, wie jemand im Wasser in Not gerät, dürfen Sie auf keinen Fall blindlings hinterher springen. Informieren Sie immer zuerst ebenfalls anwesende Personen, die dann weitere Hilfe organisieren können. Und machen Sie sich bewusst, was die Ursache für die Notsituation ist. Handelt es sich beispielsweise um einen Herzanfall in einem ruhigen Badesee – oder wurde jemand von einer gefährlichen Strömung erfasst? Ihre eigene Sicherheit geht immer vor. Schließlich ist keinem Opfer geholfen, wenn auch die Retter in Not geraten.

Auf den Sommer warten lohnt sich nicht

Wann ist die optimale Saison, um mit einem regelmäßigen Schwimmprogramm zu beginnen? Viele werden wahrscheinlich sagen: im Sommer, wenn die Freibäder geöffnet haben. Im Zeitalter der beheizten Hallenbäder ist dies jedoch zu kurz gedacht. Längst gibt es mehr als genug Bäder, deren Besuch sich gerade bei Schmuddelwetter lohnt. Badesaison ist daher grundsätzlich immer.

Hinzu kommt: Wer fürs Badevergnügen auf trockene und heiße Tage im Juli und August wartet, kann in unseren Breiten ganz schön enttäuscht werden. Schließlich ist in Deutschland Dauerregen im Sommer kein unbekanntes Phänomen. Grund genug, gar nicht erst auf das richtige Badewetter zu warten und den Sprung ins erfrischende Nass aufzuschieben.

Neben gewöhnlichen beheizten Schwimmhallen finden sich deutschlandweit fast überall in der Umgebung Mineral- und Thermalquellen. Diese verlangen zwar häufig einen etwas höheren Eintrittspreis, bieten aber meist auch weitaus mehr als nur ein paar Becken, in denen sich gemütliche oder auch sportliche Bahnen ziehen lassen. Neben Bereichen mit verschiedenen Wassertemperaturen gibt es fast immer Massagedüsen und Sprudelliegen, die gerade bei verspannter Muskulatur eine wohltuende Wirkung haben. Zudem ist dies meist in eine ansprechende Architektur eingebettet, so dass man schnell vom Alltag abschalten und die Seele baumeln lassen kann.

Thermalwasser: nicht zu heiß baden!

Allerdings ist das Baden im Mineral- oder Thermalwasser nicht für alle gleich gut geeignet. Gerade die Wirkung vom im Vergleich zu reinen Schwimmbädern oftmals deutlich wärmeren Wasser unterschätzen viele. Das in vielen Thermen genutzte Wasser aus der Tiefe strömt nicht selten fast kochend heiß an die Oberfläche. Zwar wird es dann selbstverständlich erst einmal abgekühlt, bevor es ins Badebecken strömen darf. Nichtsdestotrotz herrschen im Wasser oft Temperaturen wie in einer Badewanne. Doch ein Aufenthalt im Wasser, das sich der Körpertemperatur annähert oder diese gar überschreitet, ist nur für einen kurzen Zeitraum von etwa 15 bis 20 Minuten empfehlenswert – und auch nur, wenn man im Wasser ruhig liegen bleibt. Der Kreislauf kann sonst zu stark belastet werden.

Menschen mit Herz- und Kreislaufproblemen sollten vorab mit ihrem Arzt klären, ab welcher Wassertemperatur sie Vorsicht walten lassen sollten – und sich immer genau darüber informieren, wie hoch die Wassertemperatur ist. Aber auch für gesunde Menschen gilt: Thermalwasser ist nicht für sportliche Betätigung geeignet. Wer auf Tempo oder Kondition schwimmen möchte, sollte sich ein kühleres Becken suchen.

Die meisten Thermalquellen haben auch einen Gehalt an bestimmten Mineralien. Oft handelt es sich um gelöste Salze, so dass man auch von Solebädern spricht. Die Salze haben zweierlei Effekte: Zum einen erhöht sich das spezifische Gewicht des Wassers, wodurch im Vergleich dazu der eigene Körper leichter wird. Man muss sich weniger anstrengen, um sich über Wasser zu halten. Das Schwimmen fällt leichter. Zum anderen hat Solewasser in der Regel einen generell pflegenden Effekt auf die Haut. Außerdem reduziert sich der so genannte osmotische Druck, was letztlich dazu beiträgt, dass die Haut nicht so schnell schrumpelig wird.

Neben gewöhnlichen Salzen kann Mineralwasser aber auch diverse andere Substanzen enthalten. Und diese wiederum können sehr unterschiedliche Effekte auf den Organismus haben. Nicht ohne Grund werden bestimmte Bäder wegen ihres therapeutischen Nutzens im Rahmen eines Kuraufenthalts genutzt. Allerdings bedeutet das nicht, dass jeder Mensch jedes Mineralbad auch gleich gut verträgt. Bei bestimmten Vorerkrankungen können bestimmte Wasserzusammensetzungen schädlich sein. Die Bäder informieren daher in der Regel per Aushang und auf ihren Internetseiten unter dem Stichwort „Gegenanzeigen“ bzw. „Kontraindikationen“, für wen das Wasser nicht geeignet ist. Darauf sollten Sie in jedem Fall achten!

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