Pneumokokken-Impfung: Empfehlung, Wirksamkeit und Kostenübernahme
Pneumokokken können schwere Infektionen wie Lungenentzündung, Sepsis oder Hirnhautentzündung auslösen. Vor allem ältere Menschen, Kleinkinder und chronisch Kranke gehören zur Risikogruppe. Wir informieren über die Pneumokokken-Impfung: Wie funktioniert sie, wer sollte sie bekommen und was gilt es zu beachten?
Hintergrund: Was sind Pneumokokken?
Pneumokokken (Streptococcus pneumoniae) sind kugelförmige Bakterien, die häufig im Nasen-Rachen-Raum von Menschen vorkommen. Sie werden hauptsächlich durch Tröpfcheninfektion, etwa beim Husten oder Niesen, übertragen. Obwohl viele Menschen diese Bakterien in sich tragen, können sie unter bestimmten Bedingungen ernsthafte Erkrankungen wie Hirnhaut- oder Lungenentzündungen sowie Sepsis verursachen.
Dabei haben bestimmte Bevölkerungsgruppen ein erhöhtes Risiko für schwere Pneumokokken-Infektionen:
- Ältere Menschen: Personen ab 60 Jahren sind besonders gefährdet, da das Immunsystem mit dem Alter schwächer wird. So kommt es laut RKI-Daten vor allem bei dieser Altersgruppe zu einer Sepsis oder Pneumonie (Lungenentzündung) durch Pneumokokken.
- Kleinkinder: Kinder unter zwei Jahren haben ein unreifes Immunsystem und sind daher anfälliger für Infektionen.
- Personen mit chronischen Erkrankungen: Menschen mit chronischen Krankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Atemwegserkrankungen haben ein erhöhtes Risiko für schwere Verläufe.
Insgesamt gab es in Deutschland im Jahr 2023 insgesamt ca. 7.147 Infektionen durch Pneumokokken. Ein Höchstwert in diesem Jahrtausend – und ein Grund mehr für die Pneumokokken-Impfung bei den genannten Risikogruppen.
Die Pneumokokken-Impfung im Überblick
Grundsätzlich gibt es zwei Haupttypen von Pneumokokken-Impfstoffen: Konjugatimpfstoffe (PCV), beispielsweise der 13-valente (PCV13), der 15-valente (PCV15) und der 20-valente Impfstoff (PCV20), sowie Polysaccharidimpfstoffe (PPSV23).
Konjugatimpfstoffe erzeugen eine T-Zell-abhängige Immunantwort, die zur Bildung von Gedächtniszellen führt und somit einen länger anhaltenden Schutz bietet.
Polysaccharidimpfstoffe induzieren eine direkte Antikörperproduktion, jedoch ohne die Bildung von Gedächtniszellen, was zu einer kürzeren Schutzdauer führt.

Übernimmt die hkk die Kosten für die Schutzimpfung?
Die hkk übernimmt alle von der Ständigen Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch-Instituts (RKI) empfohlenen Schutzimpfungen. Dazu zählt auch die Pneumokokken-Impfung. Je nach Personengruppe sind unterschiedliche Impfstoffe empfohlen.
Wer sollte sich impfen lassen?
Es gibt keine Impfpflicht, die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Pneumokokken-Impfung aber für folgende Gruppen:
- Säuglinge und Kleinkinder: Standardimpfung mit Konjugatimpfstoffen (PCV13 oder PCV15).
- Personen ab 60 Jahren: Standardimpfung mit dem 20-valenten Konjugatimpfstoff (PCV20).
- Personen ab 18 Jahren mit bestimmten Risikofaktoren: Dazu zählen unter anderem angeborene oder erworbene Immundefekte, chronische Lungen- und Herzkrankheiten und berufliche Indikationen. Auch hier wird PCV20 empfohlen.
Impfintervalle und Auffrischungsimpfungen
Für die Pneumokokken-Impfung mit PCV20 ist derzeit keine routinemäßige Auffrischungsimpfung vorgesehen. Personen, die bereits mit PPSV23 geimpft wurden, sollten eine Impfung mit PCV20 in einem Mindestabstand von sechs Jahren zur erfolgten PPSV23-Impfung erhalten. Zur Notwendigkeit von Wiederholungsimpfungen nach der Impfung mit PCV20 liegen noch keine Daten vor.
Ablauf und Nebenwirkungen der Pneumokokken-Impfung
Die Pneumokokken-Schutzmaßnahme erfolgt in der Regel beim Hausarzt oder Kinderarzt. Der Ablauf ist gleich wie bei jeder anderen Impfung auch. Die Dosis wird intramuskulär, meist in den Oberarm oder bei Kleinkindern in den Oberschenkel, injiziert.
Wie bei allen Impfungen können auch nach einer Pneumokokken-Impfung Nebenwirkungen (laut RKI bei weniger als 10 % der Geimpften) auftreten. Diese sind in der Regel mild und vorübergehend. Häufige Reaktionen sind Rötungen, Schwellungen oder Allgemeinsymptome wie leichtes Fieber, Muskelschmerzen usw.
Schwere Nebenwirkungen oder Komplikationen wie anaphylaktische Reaktionen sind äußerst selten und werden meist durch bestehende Allergien auf Impfstoffbestandteile ausgelöst. Die STIKO sowie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) betonen den hohen Nutzen der Impfung im Vergleich zu den potenziellen Risiken.
Häufige Fragen rund um Pneumokokken und die Pneumokokken-Impfung
Wann sollte die Pneumokokken-Impfung erfolgen?
Die Pneumokokken-Impfung kann grundsätzlich ganzjährig erfolgen. Es gibt keine spezifische "Impfsaison", da Pneumokokken-Infektionen nicht an bestimmte Jahreszeiten gebunden sind. Personen mit erhöhtem Risiko sollten die Impfung idealerweise vor der Erkältungs- und Grippesaison erhalten, da durch Grippe geschwächte Immunsysteme anfälliger für entsprechende Infektionen sind.
Ist die Pneumokokken-Impfung kombinierbar mit anderen Impfungen (z. B. Grippeimpfung)?
Eine Pneumokokken-Impfung kann gleichzeitig mit anderen Impfungen verabreicht werden. Dabei werden die Impfstoffe an unterschiedlichen Stellen injiziert (z. B. ein Arm für Grippe, der andere für Pneumokokken). EineAusnahme stellen Lebendimpfstoffe wie bspw. die Impfung gegen Masern-Mumps-Röteln (MMR) dar, die ggf. mit einem zeitlichen Abstand verabreicht werden sollte. Dies klärt der behandelnde Arzt individuell.
Wann ist eine Pneumokokken-Impfung nicht ratsam?
Die Pneumokokken-Impfung sollte verschoben oder nicht durchgeführt werden, wenn:
- Akute Erkrankungen vorliegen: Bei Fieber oder anderen schweren Infektionen sollte die Impfung verschoben werden, bis die Symptome abklingen.
- Allergien gegen Impfstoffbestandteile: Personen, die auf Bestandteile wie Konservierungsstoffe oder Adjuvanzien allergisch reagieren, sollten die Impfung nur nach Rücksprache mit einem Allergologen erhalten.
- Vergangene schwere Reaktionen: Nach einer vorangegangenen Impfung mit starken Nebenwirkungen ist eine erneute Impfung nur unter strenger ärztlicher Kontrolle zu erwägen.
Kann man sich trotz Pneumokokken-Impfung anstecken?
Ja, es ist möglich, sich trotz der Impfung mit Pneumokokken zu infizieren. Hintergrund ist, dass die verfügbaren Impfstoffe nur bestimmte Pneumokokken-Serotypen (z. B. 13, 20 oder 23 Serotypen) abdecken. Infektionen mit nicht enthaltenen Serotypen sind also weiterhin möglich. Allerdings ist das Risiko einerseits deutlich geringer. Andererseits verläuft bei einer Infektion die Erkrankung in der Regel milder, und schwerwiegende Komplikationen wie Sepsis oder Hirnhautentzündung treten seltener auf.
Wie lange hält der Impfschutz an?
Die Dauer des Impfschutzes gegen Pneumokokken variiert je nach verwendetem Impfstoff und dem Immunsystem des Geimpften:
- Konjugatimpfstoffe (z. B. PCV13/PCV15/PCV20): Der Schutz kann mehrere Jahre anhalten, insbesondere bei Kindern und Erwachsenen mit stabilem Immunsystem.
- Polysaccharidimpfstoffe (PPSV23): Der Schutz ist kürzer und wird auf etwa 5 Jahre geschätzt. Daher ist eine Auffrischungsimpfung für Personen mit erhöhtem Risiko sinnvoll.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt regelmäßige Auffrischungen je nach individueller Situation und Risikofaktoren.
Quellen und weitere Hintergründe zu Pneumokokken
- STIKO: Aktualisierung der Empfehlungen zur Pneumokokken-Impfung vom 28.09.2023 (PDF-Dokument)
- Epidemiologisches Bulletin 31/2024 mit einer Stellungnahme der STIKO zur Anwendung des 20-valenten Pneumokokken-Konjugatimpfstoffs (PCV20) im Säuglings-, Kindes- und Jugendalter vom 01.08.2024, (PDF-Dokument)
- Epidemiologisches Bulletin 8/2023 vom Robert-Koch-Institut mit einem Update zu Pneumokokken-Infektionen (PDF-Dokument)
- Robert-Koch-Institut: Häufig gestellte Fragen und Antworten zur Schutzimpfung gegen Pneumokokken
- Informationen zur Pneumokokken-Impfung inklusive Angaben zur Wirksamkeit vom Schweizer Bundesamt für Gesundheit (PDF-Dokument)
- https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1471992/umfrage/pneumokokken-infektionen-in-deutschland/
- https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2024/31/Art_01.html?nn=2375548
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