Die dicksten Diatlügen

Naht die Badesaison, kursieren wieder allerlei Diättipps. Auch Empfehlungen, die wissenschaftlich nicht haltbar sind, machen dann wieder die Runde. Gut zu wissen, was die dicksten Diätlügen sind - und wie es mit der Bikinifigur tatsächlich klappt.

Gerade im Frühjahr überbieten sich Frauen- und Fitness-Zeitschrift mit Diättipps. Schließlich steht die Bikinisaison vor der Tür - und bis dahin soll der Bauchspeck ja weg sein. Immer wieder machen dann auch Strategien, wie man mühelos in kurzer Zeit viel abnehmen kann, die Runde, die aus wissenschaftlicher Sicht unhaltbar sind.
 

Im besten Fall sind diese einfach nur nutzlos. Im schlechtesten Fall können sie jedoch ernste Nebenwirkungen haben. So oder so gilt immer: Wenn der gewünschte Erfolg ausbleibt, führt das zur Frustration. Besser also, man fällt auf die folgenden leeren Versprechungen gar nicht erst herein:

Ananas als Fettburner

In der Theorie klingt es logisch: In bestimmten exotischen Früchten, darunter Ananas, Papaya und Kiwi, stecken Enzyme, die Eiweiße und Fette spalten können. Und so heißt es: Mit dem Genuss von Ananas & Co. gelangen die Enzyme in den Körper, wo sie quasi von selbst ihr gutes Werk vollbringen.

Der Haken: Wer auch immer diese Theorie aufgestellt hat, hat die Rechnung ohne die menschliche Verdauung gemacht. Zwar sind die fettspaltenden Enzyme tatsächlich in den Früchten enthalten. Sie kommen jedoch niemals in ausreichender Zahl im Fettgewebe an. Der Grund: Bei diesen Enzymen handelt es sich um spezielle Eiweißverbindungen. Sie werden von der Magensäure angegriffen und im weiteren Verlauf im Darm in ihre kleinsten Bestandteile zerlegt. Nur so können sie durch die Darmwand hindurch in die Blutbahn gelangen. Letztlich ergeht es diesen Enzymen also nicht anders als einem Stück Steak oder Käse. Sie werden verdaut.

Natürlich heißt das nicht, dass man die entsprechenden Früchte links liegen lassen soll - im Gegenteil! Zwar sind Ananas & Co. keine Fettburner im eigentlichen Sinn. Aber zweifellos stecken in ihnen wertvolle Vitamine.

Atkins-Diät: Fleisch und Fett statt Kohlenhydrate

Für überflüssige Pfunde sind insbesondere Kohlenhydrate verantwortlich. Der amerikanische Arzt Robert Atkins kam daher auf die Idee, kohlenhydrathaltige Lebensmittel - also Brot, Nudeln und Reis, aber auch Gemüse und Obst - durch eiweißreiche Kost zu ersetzen. Der selbsternannte Ernährungsexperte empfahl daher seinen Patienten, möglichst viel Fette, Fleisch und Eier zu essen - und alles andere zu reduzieren.

Doch auch dieses Ernährungskonzept ist wirkungslos - und aus medizinischer Sicht problematisch. Denn eine zu eiweißreiche Kost belastet die Nieren. Sie sind es, welche die Abbauprodukte des Eiweißstoffwechsels aus dem Blut filtern - und dadurch überfordert werden können, was unter anderem Nierensteine wahrscheinlicher macht. Gleichzeitig bewirkt die dauerhaft hohe Eiweißzufuhr eine gesteigerte Ausscheidung von Kalzium. Die Atkins-Diät kann somit eine Osteoporose verschärfen. Und nicht zuletzt kann die einseitige Ernährung mit dem Schwerpunkt auf tierische Lebensmittel einen erhöhten Harnsäurespiegel im Blut bewirken - und damit die Chancen, an Gicht zu erkranken.

Übrigens: Einen langfristigen und damit nachhaltigen Effekt seiner Diät auf das Körpergewicht konnte Dr. Atkins nie nachweisen. Ernährungswissenschaftler sind sich einig, dass es sich hierbei um groben und vor allem schädlichen Unfug handelt.

Trennkost: Du darfst alles essen, nur nicht gleichzeitig

Vereinfacht gesagt steckt hinter der Idee der Trennkost der folgende Gedanke: Wenn man gleichzeitig eiweiß- und kalorienhaltige Kost zu sich nimmt, neutralisieren sich die jeweils zuständigen Verdauungssäfte. Denn der Speichel im Mund, der die Kohlenhydrate aufspaltet, ist basisch. Die Magensäure jedoch, die sich vor allem um Eiweiße kümmert, sauer. Basen und Säuren jedoch, so zeigt es ein einfacher Versuch im Chemieunterricht, reagieren heftig miteinander - und neutralisieren sich. Isst man nun also Fisch mit Reis, oder ein Wurst- oder Käsebrot, kommt es laut Trennkost zu einer verhängnisvollen Fehlreaktion im Verdauungssystem. Statt sich um die eigentlichen Nahrungsbestandteile zu kümmern, sind die Verdauungssäfte mit sich selbst beschäftigt. Die Nahrung gärt dann angeblich im Körper vor sich hin, was Krankheiten verursacht und dick macht. Folgt man der Trennkostlogik, ist Übergewicht letztlich nicht die Folge einer zu hohen Nährstoffzunahme, sondern einer falschen Nährstoffkombination.

Doch auch diese Theorie hat einen Haken: Fast alle Lebensmittel enthalten gleichzeitig Kohlenhydrate und Eiweiße - nur eben in unterschiedlicher Ausprägung. Und gerade das Lebensmittel, mit dem die menschliche Verdauung als allererstes in Kontakt kommt, enthält beide Arten von Nährstoffen: die Muttermilch. Die menschliche Verdauung ist eben weitaus komplexer als der einfache Säure-Lauge-Versuch aus dem Chemieunterricht.

Rauchen macht schlank

Nach wie vor denken viele, mittels Zigaretten ließe sich ein Figurproblem in den Griff bekommen. Dabei konnte eine Langzeitstudie der Universität Memphis in den USA zeigen: Raucher und Nichtraucher nehmen gleich häufig zu. Und Raucher sind in keiner Weise körperlich fitter, was ja zumindest teilweise gegeben sein müsste, wenn sie tatsächlich weniger Körperfett mit sich herumschleppen würden.

In Wirklichkeit hat es die Zigarettenwerbung geschafft, in den Köpfen der Menschen das Bild zu verankern, dass Rauchen schlank und agil mache: Schließlich haben die Werbemodels immer eine sexy Figur, sind jung und entsprechen dem Schönheitsideal. Begriffe wie "leicht", "rein" oder "frisch" sorgen für den Rest.

Tatsächlich gibt es aber einen anderen Zusammenhang zwischen Nikotin und Fettpölsterchen: Raucher, die zu Nichtrauchern werden wollen, kompensieren während der Übergangsphase ihre Sucht häufig mit einer erhöhten Nahrungsaufnahme - und nehmen dann zu. Diese Gewichtszunahme ist aber letztlich nur eine Entzugserscheinung - und kein Beweis dafür, dass Rauchen schlank macht. Wer gar nicht erst zu Zigaretten greift, hat dieses - und auch ganz andere - Gesundheitsproblem nicht.

Letztlich führt kein Weg an der Erkenntnis vorbei: Übergewicht lässt sich nur durch eine Kombination aus mehr Sport und Bewegung und einer möglichst gesunden Ernährungsweise in den Griff kriegen. Wer regelmäßig Sport treibt, rückt den Fettpolstern effektiv zu Leibe - und verbrennt die Energie, die der Körper ansonsten möglicherweise einlagern würde. Und wer bei der Ernährung auf ballaststoffreiche Vollwertkost und reichlich Obst und Gemüse achtet, läuft am wenigsten Gefahr, zu viele Kalorien zu sich zu nehmen.

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